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MonAlisa-Love Drive

Galerie Weisser Elefant
Berlin, 2002

Installation in 6 Räumen
Tapeten, diverse Möbel, Schrift, Plattenspieler

Akademie der Künste
Berlin, 2005

Installation
Tapeten, Holz, Text

"... am 14. mai 2002 stößt R. Pauls auf ungewöhnliche Weise auf die Forschungsergebnisse von Paul Poltron (+ 1842), die sich mit den rätselhaften Aufzeichnungen aus den letzten Tagen der Mon Alisa (anno 1506) befassen..."
Roland Stratmann gelangte durch zufällige Umstände an bislang unveröffentlichte Textfragmente in Form von tagebuchähnlichen Aufzeichnungen aus den letzten Tagen der MonAlisa. Stratmann führt den Ausstellungsbesucher durch eine eindrucksvolle Inszenierung, in der dieser Lebensabschnitt der Mon Alisa rekonstruiert ist.
Der Besucher wird mit einer kafkaesken Situation konfrontiert, in der sich jedoch nicht der Protagonist verwandelt, sondern die Räume der Galerie. Die Wände der sechs Ausstellungsräume sind mit kostbaren Tapeten von unterschiedlichem Dekor bekleidet. Von Raum zu Raum steigert sich das Maß der Wandlung. Zunächst sind nur unscheinbare Veränderungen sichtbar. Eine Tapete löst sich von der Wand, hier und da taucht ein Textfragment der MonAlisa auf, einige Tapetenbahnen überziehen die Wände in leichten Wellen oder sie winden sich um einen Tisch. Bis alles in einer raumgreifenden, begehbaren Skulptur - einem "Chaostapetenschleifenskulpturgeflecht" - mündet.
Je weiter die Räume sich wandeln, desto mehr wird das Interesse des Ausstellungsbesuchers auf eine kriminologische Geschichte gelenkt. Denn einige der in den Raum reichenden Tapetenenden transformieren zu Tapetenfetzen. Zusammengesetzt verwandeln sie sich überraschend in Umrißzeichnungen einiger Portraitbilder von Leonardo da Vinci und zeigen darüber hinaus eine Serie von Geschichten, die ein Netz von Spuren um die geheimnisumwobenen Tage der Mon Alisa legen. Der Besucher, so auf einen schmalen Pfad zwischen Realität und Fiktion geführt, wird zum Fährtenleser - mit jedem weiteren zusammengefügten Textfragment scheint die Lösung des Rätsels näher.

Tagebuchauszug vom 31.7.1506 m.a.

... er in der hitze des tages; umschwärmt mich wortgewandt. wie die ersten sonnenstrahlen im märz das ahnungslose kalb zum licht hinführen, so würde mein lächeln seine haut streifen und...
auch schweine zieht es hin zum licht, deshalb werden sie vor sonnenaufgang zur schlachtbank geführt.

Textauzüge aus Monalisa-Lovedrive:

am 14. märz 1842 betrachtete paul poltron die eingesammelten fundstücke, die sein leben grundlegend verändern würden. und durch welche die aufzeichnungen der letzten tage der mon alisa in sein leben traten und es bis in den tod, der ihn am 14. dezember 1844 ohne größere umstände fand, begleiten sollten. diese 23 tapetenstücke hatte er vor dem verfall in die obdachlosigkeit retten können. nun lagen sie ausgebreitet auf dem boden seiner koreanisch anmutenden kammer, und in endlosen versuchen würde er diese unzählige male immer wieder zu einem scheinbar unlösbaren puzzle zusammensetzen. in den ihm noch verbleibenden 9 monaten seines lebens würden ihn die nachforschungen über das schicksal der mon alisa nicht mehr loslassen. noch hatte er keine vorstellung davon, was wirklich mit dieser dame geschehen war und was sie dazu veranlaßt hatte, diese mehr als äußerst ungewöhnliche form der tagebuchaufzeichnung zu wählen.

am 14. mai 2002 fand sich r. pauls, als er wieder zu bewußtsein kam, rücklings unter der schweren last eines paravents liegend. bei näherer betrachtung glich dieser jedoch eher einem überdimensionierten fotoalbum, dessen tonnenschwere seiten aus unendlichen lagen zusammengeklebter tapetenstücke bestanden. r. konnte sich nur noch daran erinnern, daß er damit beschäftigt gewesen war, einen schrank auszuräumen, bevor er sich in die waagerechte überführt sah. auf diesem mußte das monsteralbum gelegen haben. der in die jahre gekommene schrank hatte mit dem entfernen seines inhalts auch seine standfestigkeit verloren und bei der gelegenheit in sich zusammenbrechend die schwere tapetenlast abgeworfen. während r. sich unter dem papierkadaver hervorwälzte, perforierten blaue lichtblitze seine zirbeldrüse. beim anblick der mit schriftzügen überlagerten tapeten wurde ihm klar, daß nicht sein abrupt herbeigeführter stellungswechsel aus der vertikalen in die horizontale die lichtblitze verursacht hatte. vielmehr hatte sich der kryptische inhalt der zeichen während des fallens bei der ersten berührung mit der netzhaut unauslöschlich an den saum seiner erinnerung geheftetet. dieser saum weitete sich in den nächsten monaten derart, daß er die kapazität einer fünfzimmerwohnung überstieg.