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Pneuma

Sinop Biennale, Türkei 2008
Installation im Areal des ehemaligen Jugendgefängnisses in Sinop. Ein partizipatorisches Projekt mit Einwohnern der Stadt.

Das aus dem Griechischen stammende Wort Pneuma (Geist, Hauch, bewegte Luft) bezeichnet ein menschliches Vermögen, aber auch ein kosmologisches Prinzip. Pneuma ist der Wortbedeutung nach ein materiell gedachter Körper bewegter Luft. Die Mauern und Zellen des Jugendgefängnisses lassen das Schicksal der hier ehemals inhaftierten Kinder und Jugendlichen noch erahnen. Was bleibt, wenn der Körper eingeschlossen und seiner gewohnten Bewegungsfreiheit beraubt wird? Bleiben die Gedanken frei, auch wenn die Person inhaftiert ist? Hat der Mensch in einer isolierten Lage, ohne reflektierende Gespräche mit anderen und gänzlich ohne gesellschaftlichen Austausch, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung? Sind Geist und Körper voneinander unabhängig? Roland Stratmann geht diesen Fragen in seiner für die Sinopale entwickelten zweiteiligen Installation PNEUMA nach. Im Gefängnishof ist eine poetische Installation aus gewöhnlichen Plastiktüten zu sehen. Die Tüten sind mit dem in über 60 Sprachen übersetzten Wort DENKEN beschriftet. Flatternd im Wind veranschaulicht dieses weiße Fahnenmeer die Vielfalt und den Variantenreichtum möglichen Denkens. Der zweite Teil der Arbeit ist in den Fenstern des Gefängnisses im zweiten Obergeschoß situiert. In der Vorbereitungsphase der Sinopale hat der Künstler die Urlaubsgäste und Bewohner von Sinop zu Ihren Gedanken befragt und sie gebeten, diese auf Einkaufstüten zu schreiben. Diese Notizen stehen nun stellvertretend für die vielen, nie vernommenen Gedanken, die an diesem beklemmenden Ort ungerührt verloren gingen und für immer verschollen sind.